Wie kannst du Vokabeln mit Texten lernen?

 Vokabeln mit Texten

Vokabeln sollten gelernt werden, das ist keine Frage. Vielmehr stellt sich die Frage, welche Vokabeln sinnvoll sind. Außerdem sind häufig die Vokabellisten in Lehrbüchern langweilig und es macht keinen Spaß, diese von vorne nach hinten und von hinten nach vorne abzuarbeiten. Die nächste Frage, die sich stellt, ist: Musst du alle Vokabeln lernen, die in einem Text vorkommen? All diese Fragen werden wir heute beantworten und wir werden dir einige Tipps dazu geben, wie du ein funktionierendes Vokabelsystem aufbauen kannst.

 

Welche Vokabeln sind sinnvoll?

Selbstverständlich solltest du als Anfänger erst einmal den Grundwortschatz lernen. Dieser umfasst etwa 1500-2000 Wörter einer Sprache. Diese Wörter musst du nicht selbst auswählen, sondern dafür gibt es ausgezeichnete Listen und Zusammenstellungen. Selbst gängige Lehrbücher und viele Vokabeltrainer richten sich mit ihrem Grundvokabular nach diesem Grundwortschatz, sodass du mit diesen Vokabeln schon einmal gut ausgestattet bist.

Wenn du diese Vokabeln gelernt hast, schließt sich direkt daran der Aufbauwortschatz an. Auch dieser Wortschatz umfasst etwa 1500-2000 Vokabeln. Es gibt sogar Bücher, in denen der Grund- und Aufbauwortschatz getrennt aufgeführt sind, sodass du zuerst die Passagen mit dem Grundvokabular zu den einzelnen Themen und anschließend die Passagen mit dem Aufbauvokabular lernen kannst. Wenn diese Arbeit abgeschlossen ist und du also etwa 3000 Wörter beherrschst, bist du in der Lage, etwa 90 % eines umgangssprachlichen Textes zu verstehen. Die Vokabeln, die jetzt noch fehlen, sind zum einen die speziellen Vokabeln, die von Text zu Text variieren, zum anderen dein persönlicher Wortschatz. Der persönliche Wortschatz hängt von der Person ab, die ihn benötigt. Es ist klar, dass jemand, der sich für das Angeln interessiert, andere Vokabeln braucht als jemand, der physikalische Experimente durchführt oder sich für Politik und Wirtschaft interessiert.

 

Warum sind Vokabellisten in Lehrbüchern häufig ungeeignet?

Die Listen der Vokabeln in Lehrbüchern reihen die Vokabeln aneinander, wie sie im Text vorkommen. Dadurch verlieren sie ohne den Text jeglichen Zusammenhang und werden dadurch schwer erlernbar. Vokabellisten sind lediglich gut geeignet, wenn man den Text begleitend daneben liegen lässt, denn so hast du die Möglichkeit, unbekannte Vokabeln schnell nachzuschauen. Zum Lernen der Vokabeln allerdings macht es mehr Sinn, diese thematisch aufzubereiten oder in einer wechselnden Reihenfolge zu lernen. Dafür eignen sich Vokabeltrainer wesentlich besser. Das vermindert nämlich das Phänomen, dass du weißt, welche Vokabeln vor oder nach der abgefragten Vokabel stand, aber nicht, was die entsprechende Vokabel bedeutet. Prinzipiell sollte nicht nur auf die Vokabelliste in Lehrbüchern zurückgegriffen werden, sondern das Vokabular weitgehend aktiv bearbeitet werden.

 

Musst du alle Vokabeln lernen, die in einem Text vorkommen?

Die klare Antwort auf diese Frage ist: natürlich nicht. Selbstverständlich ist es wichtig, den Grundwortschatz zu beherrschen. Außerdem solltest du dich danach auf den Aufbauwortschatz konzentrieren. Danach aber hast du alle Freiheiten: Am besten lernst du jetzt vorrangig die Vokabeln, die du persönlich brauchst. Niemand braucht 30 verschiedene Fischsorten zu wissen, wenn er sich nicht unbedingt für das Angeln interessiert oder sowieso keinen Fisch isst. Als Nicht-Mediziner brauchst du auch kein medizinisches Fachvokabular. Wenn du dich für Politik interessiert, solltest du das entsprechende Vokabular lernen, wenn nicht, dann eben nicht. Entscheide selbst und eigenverantwortlich, was du brauchst, worüber du dich unterhalten möchtest und was dich sprachlich weiterbringt. Das ist der große Vorteil von Erwachsenen, die eine Sprache freiwillig und selbstbestimmt lernen. Schüler in der Schule haben diese Wahl leider meistens nicht.

Ein guter Tipp ist, etwa zehn Wörter eines halb- bis einseitigen Textes auszuwählen und zu lernen. Dabei ist es dir selbst überlassen, welche Vokabeln das sind. Diese können für dich eine ganz andere Auswahl darstellen als zum Beispiel für deinen Lernpartner.

 

Wie solltest du das Vokabular aufbereiten?

Ich empfehle an dieser Stelle gerne einen digitalen Vokabeltrainer wie zum Beispiel Memrise, Babbel oder Phase-6. Ich rate allerdings dringend davon ab, drei Vokabeltrainer gleichzeitig zu verwenden.

Wenn du auf einen Vokabeltrainer zurückgreifen möchtest, dann solltest du dir vorher einige Fragen beantworten, um das passende System zu finden:

1)      Wo soll der Vokabeltrainer verfügbar sein?

2)      Sollte der Vokabeltrainer sich selbstständig um die Organisation kümmern?

3)      Möchtest du lieber elektronisch oder mit der Hand lernen?

4)      Sollten bei den Vokabeln Hörbeispiele beinhaltet sein?

5)      Möchtest du vorgefertigte Vokabellisten nutzen oder möchtest du deine eigenen Kurse erstellen?

6)      Hast du Lust, deine eigenen Materialen mit der Hand zu schreiben?

Je nachdem, wie die Antworten auf diese Fragen für dich ausfallen, wirst du dich für einen Vokabeltrainer entscheiden müssen. Am besten probierst du nach und nach verschiedene Vokabeltrainer aus und findest so heraus, welcher am besten zu dir passt. Teste zum Beispiel eine oder zwei Wochen Memrise, dann Babbel, dann schreibst du Vokabellisten mit der Hand, dann probierst du Karteikarten aus. Es gibt natürlich noch viel mehr Möglichkeiten, aber überfordere dich nicht am Anfang. Grundsätzlich solltest du nach höchstens vier Probedurchläufen einen Favoriten gefunden haben und mit diesem weiterlernen. Die meisten Computerprogramme kann man einige Tage oder Wochen kostenlos ausprobieren, sodass du auch hier die Möglichkeit hast, ausgiebig zu testen.

Verwende aber tatsächlich immer nur einen Vokabeltrainer, ob digital oder per Hand. Wenn du nämlich zwischen den Systemen hin- und herwechselst, verlierst du leicht den Überblick und hast irgendwann keine Lust mehr, überhaupt etwas zu lernen. Ein einziges System lässt sich viel besser handhaben.

 

Wie kannst du festlegen, welche Vokabeln du brauchst?

Wir hatten davon gesprochen, dass nach dem Grund- und Aufbauwortschatz der persönliche Wortschatz wichtig ist. Du solltest dir also immer die Frage stellen: Welche Wörter brauchst du persönlich in der Fremdsprache? Angenommen, du musst wegen einer Blinddarmentzündung in Italien oder in Frankreich ins Krankenhaus. Dann kann dieses Wort, da du es vermutlich nur einmal im Leben brauchen wirst, leicht im Wörterbuch nachgeschlagen werden. Wenn du allerdings eine Glutenallergie oder eine Laktoseintoleranz hast, dann solltest du diese Vokabeln auch in der Fremdsprache parat haben, damit du Kellner, Eisdielenbesitzer oder Verkäufer darauf hinweisen kannst. Sonst landest du schneller im Krankenhaus als dir lieb ist.

 

Die Textarbeit und die Vokabeln

Wie gehst du mit herausgeschriebenen Vokabeln um?

Dafür schlage ich die vier Möglichkeiten vor:

Möglichkeit 1: Schaue dir deine Liste einmal durch und lege sie für eine Woche zur Seite. Nach einer Woche schaust du einmal auf die Liste und wirst dich wundern, an wie viele Vokabeln du dich noch erinnerst. Einer Statistik zufolge wirst du etwa 30 % dieser Liste behalten haben, die restlichen Vokabeln kommen auf eine neue Liste, die du wieder mit einigen neuen Vokabeln auffüllst. Auch diese Liste liest du einmal durch und legst sie anschließend für eine Woche zur Seite.

Möglichkeit 2: Übertrage wichtige Vokabeln sofort in dein bevorzugtes Vokabelsystem. Wenn du ein Computersystem nutzt, dann gib die Vokabeln in den Computer ein. Wenn du ein manuelles System nutzt, dann schreibst du die Vokabeln in ein Heft oder Karteikarten. Achte darauf, nicht zu viele Vokabeln einzugeben, sonst kommst du mit dem Lernen nicht mehr hinterher.

Möglichkeit 3: Suche dir von deiner aufgeschriebenen Vokabelliste fünf Vokabeln heraus und verwende sie aktiv. Bilde Sätze damit, denke dir Wortverbindungen aus, setze die Verben in verschiedene Zeiten oder mache eine Vokabelsammlung zu einem bestimmten Thema. So prägen sich die Vokabeln viel besser ein.

Möglichkeit 4: Nimm den Originaltext und lösche genau diese Vokabeln heraus, die du dir auf dein Blatt Papier geschrieben hast. Die entstandenen Lücken füllst du mit langen Unterstrichen auf. Speichere, nachdem du dir natürlich auch den Originaltext abgespeichert hast, diesen Lückentext in deinem Computer ab, drucke ihn einmal aus, lege ihn ein oder zwei Tage zur Seite und versuche dann, die gelöschten Vokabeln wieder einzusetzen. Korrigiert ist dieser Text relativ einfach: Du hast ja den Originaltext und kannst einfach die beiden Fassungen vergleichen.

 

Weitere Ideen gefällig?

Dann gehe doch einmal in einen Sprachkurs! Viele Sprachschulen und Ausland bieten qualifizierte Sprachkurse an und dort erhältst du noch viele weitere Ideen. Wenn du diese Sprachkurse in den Ländern deiner Zielsprache machst, zum Beispiel in Großbritannien, Italien, Frankreich oder Spanien, dann gewinnst du doppelt: Du verbringst eine tolle Zeit im Ausland und tust gleichzeitig noch etwas für deine Sprachkenntnisse.

Schau dich einmal auf unserer Homepage um, wir haben viele passende Angebote und Sprachschulen für dich.

Auch auf Facebook und Twitter sind wir vertreten und versorgen dich dort mit Informationen rund um das Sprachenlernen – auch in verschiedenen Sprachen! Wir freuen uns, wenn du dort vorbeischaust und uns ein Like gibst, einen Kommentar hinterlässt und unsere Beiträge teilst.

Find your perfect language school Search CourseFinders to find the course for you