Brasilianisches und europäisches Portugiesisch – wie groß sind die Unterschiede?

Brasilianisches und europäisches Portugiesisch

Brasilianisches oder europäisches Portugiesisch? Wo liegen die Gemeinsamkeiten, wo die Unterschiede? Portugiesisch ist immerhin eine Weltsprache, denn insgesamt wird diese Sprache von knapp 190 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen: etwa 10 Millionen in Portugal, 3 Millionen in Afrika (Mosambik, Angola etc.) und 175 Millionen in Brasilien. Dazu kommen noch 11 Millionen Menschen, die Portugiesisch als Zweitsprache sprechen.

Wenn du vorhast, Portugiesisch zu lernen, dann taucht irgendwann die Frage auf: Wie groß sind die Unterschiede zwischen brasilianischem und europäischem Portugiesisch. Es gibt Lehrbücher und Sprachkurse, die sich auf die brasilianische Variante konzentrieren – das sind übrigens die meisten – , und es gibt welche, in denen die europäische Version gelehrt wird. Die Frage ist also: Sind es zwei unterschiedliche Sprachen? Oder unterscheiden sie sich nur in Details?

Wichtig: Dein Fokus

Wie so oft kommt es auch hier auf den Blickwinkel an: Der Lerner an sich wird die Variante wählen, für die Lehrmaterial zur Verfügung steht oder für die ein Sprachkurs an einer örtlichen Institution angeboten wird. Die Wahl wird sicherlich auch gesteuert durch das Reiseziel: Möchtest du nach Brasilien oder nach Portugal reisen? Durch die Beantwortung dieser Fragen triffst du schon eine Vorentscheidung. Aber: Wie wichtig ist das überhaupt? Wo liegen die Unterschiede zwischen den beiden Sprachvarianten? Eines ist nämlich sicher: Es handelt sich erst einmal um ein und dieselbe Sprache.

Brasilianisches und europäisches Portugiesisch – Die Unterschiede in der Betonung und der Aussprache

Da im brasilianischen Portugiesisch die Laute deutlicher ausgesprochen werden, empfinden viele Menschen das europäische Portugiesisch als „genuschelt“. In Brasilien werden beispielsweise die unbetonten Vokale weniger stark abgeschwächt, die Betonung insgesamt ist gleichmäßiger, die Konsonanten werden weicher und die Vokale werden grundsätzlich offener ausgesprochen. Die gleichmäßigere Betonung des brasilianischen Portugiesisch liegt dem Ausländer normalerweise mehr als das europäische Portugiesisch, letzteres klingt häufig für fremde Ohren ein bisschen holprig und zäh. Dadurch wird das brasilianische Portugiesisch leichter verstanden – wobei es hier auch noch eine kleine Tücke gibt. Die Lautverbindungen „di“, „de“, „ti“ und „te“ werden anders ausgesprochen als erwartet, daher musst du dich als Lerner daran erst einmal gewöhnen.

Eine Portugiesin hat mir erzählt, dass in Brasilien das „R“ nicht so gerollt wird wie in Portugal und dass Portugiesen auch wesentlich schneller sprechen als Brasilianer. Sie hat es verglichen mit Deutschen und Österreichern oder Schweizern – alle sprechen Deutsch, aber jeder eben ein bisschen anders.

Brasilianisches und europäisches Portugiesisch – Die Unterschiede bei der Rechtschreibung

Auch bei der Rechtschreibung unterscheiden sich die beiden Sprachen. Dies betrifft nicht nur die Rechtschreibung an sich, sondern auch die Groß- und Kleinschreibung und die Akzente auf den Buchstaben.

1)      Akzente

In Brasilien schreibt man zum Beispiel „Antônio“, „Amazônia“ oder „o vôo“, in Portugal hingegen „António“, „Amazónia“ oder „o voo“.

2)      Veränderte Rechtschreibung

In Brasilien schreibt man zum Beispiel „a ação“, „“ótimo“, „quatorze“ oder „dezenove“, in Portugal hingegen „a acção“, „óptimo“, „catorze“ oder „dezanove“.

3)      Groß- und Kleinschreibung

In Brasilien werden Monatsnamen, Jahreszeiten oder Studienfächer immer klein geschrieben, in Portugal hingegen groß: „dezembro“, „economia“, „inverno“ in Brasilien, „Dezembro“, „Economia“ oder „Inverno“ in Portugal.

Brasilianisches und europäisches Portugiesisch – Die Unterschiede in der Grammatik

In Brasilien ist es sehr gebräuchlich, Gerundiumstrukturen zu verwenden. In Portugal werden diese Strukturen meist durch „estar + a + Infinitiv“ ersetzt.

Brasilien: Eu estava telefonando … – Portugal: Eu estava a telefonar …

Auch benutzt man in Brasilien eher die Form “tem” für unser deutsches “es gibt”, in Portugal hingegen benutzt man “há“ – vermutlich hat das einen Zusammenhang mit dem Spanischen, dort heißt der Ausdruck „hay“.

Die Pronomen werden in Brasilien viel freier im Satz platziert, vor allem in der Umgangssprache gibt es die Tendenz, diese vor das Verb zu setzen, auch wenn alle Grammatiken dieser Welt dies als falsch propagieren. In Portugal werden die amtlichen Grammatikregeln strenger gehandhabt.

Die Possessivpronomen verwendet man in Brasilien, wiederum entgegen der Regel, häufig ohne Artikel, in Portugal hingegen hält man sich an die Regel.

Auch in der Verwendung der Präpositionen unterscheiden sich die beiden Sprachvarianten – hier hilft nur: Zuhören und die Präpositionen so verwenden, wie es die Muttersprachler tun.

Brasilianisches und europäisches Portugiesisch – Die Unterschiede bei der Anrede

In Brasilien wird die Anrede mit „você“ für unbekannte Personen (dann in Kombination mit „o senhor“ oder „a senhora“), aber auch für Freunde und Familienangehörige verwendet. In Portugal ist diese „você“-Form ausschließlich für Fremde reserviert (meist auch noch einem niedrigeren sozialen Rang angehörend), im vertrauten Umfeld wird diese dann durch das „tu“ ersetzt. Für unbekannte Personen, also unsere klassische Höflichkeitsform wird im europäischen Portugiesisch mit „o senhor“ oder „a senhora“ gebildet.

Braslianisches und europäisches Portugiesisch – Die Unterschiede im Wortschatz

Wie nicht anders zu erwarten, unterscheiden sich die beiden Sprachvarianten, auch wegen der geographischen Lage der beiden Länder, erheblich im Wortschatz. In Brasilien gibt es einen erheblichen Einfluss von eingeborenen und afrikanischen Sprachen, ebenso machen sich die zahlreichen spanischsprachigen Länder bemerkbar, die um Brasilien herum liegen.

Hier einige Beispiele:

In Brasilien sagt man zum Badezimmer „o banheiro“, in Portugal „a casa de banho“.

Das Frühstück heißt in Brasilien „o café da manhã“, in Portugal „o pequeno almoço“.

Die Panne wird in Brasilien als „a pane“ bezeichnet, in Portugal hingegen als „a avaria“.

„Außer Betrieb“ heißt in Brasilien „fora do ar“ und in Portugal „fora de serviço“.

Der Zug heißt in Brasilien „o trem“ und in Portugal „o comboio“.

Auch beim Kühlschrank gibt es Unterschiede: „a geladeira“ in Brasilien und „o frigorífico“ in Portugal.

Ebenso beim Bus: „o ônibus“ in Brasilien und „o autocarro“ in Portugal.

Manchmal muss man auch aufpassen, um nicht etwas komplett Anderes auszudrücken und nicht, wie beim folgenden Ausdruck, versehentlich im Gefängnis zu landen: „fazer um saque“ bedeutet in Brasilien „Geld abheben“ und in Portugal „eine Bank überfallen“. „Geld abheben“ wäre in Portugal „fazer um levantamento“.

Fazit

Lerne die Art von Portugiesisch, die dir besser gefällt. Welche Variante klingt schöner? Wo würdest du lieber Urlaub machen? Wo kennst du Menschen, mit denen du sprechen kannst? Wo könntest du dir vorstellen zu leben?

Außerdem: Trotz der vielen Unterschiede handelt es sich immer noch um ein und dieselbe Sprache. Auch mit europäischem Portugiesisch kommst du in Brasilien sicherlich großartig zurecht, auch mit brasilianischem Portugiesisch kannst du in Portugal brillieren!

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Anmerkung: Viele der enthaltenen Informationen stammen von der Seite https://www.tutor-geschaeftsportugiesisch.de , einer Seite des Multimedia Forschungs- und Entwicklungslabors der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ich habe diese Grundinformationen für diesen Artikel mitverwendet und mir durch die Informationen einen Überblick verschafft. Für genauere Informationen, vor allem für weitere Beispiele besuche bitte diese Webseite!

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Viel Spaß beim Lesen und vor allem viel Spaß beim Reisen!

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